Geschichtenerzähler
– Troubadoure – Minnesänger –Hofnarren –
I Teil
Geschichte(n)
Wo bliebe unsere Vergangenheit, aus der wir Menschen so viel lernen können, wenn da nicht unsere Geschichte wäre?
Unsere Geschichte gehört zu uns, wie unser Jetzt.
Der Begriff „Geschichte“ ist ursprünglich sehr vielschichtig.
So wurde von Voltaire der Begriff „Geschichtsphilosophie“ eingeführt. Unter Geschichtsphilosophie versteht man den Teil der Philosophie, der es mit den >allgemeinen Gesetzlichkeiten< und dem >Sinn der Geschichte< sowie mit der logischen Eigenart des geschichtswissenschaftlichen Denkens zu tun hat.
Unter dem Begriff Geschichte möchte man im weiteren Sinne den >Ablauf und Zusammenhang des gesamten Geschehens in Zeit und Raum< verstanden wissen. In einem engeren Sinne also, >den Entwicklungsprozess der menschlichen Gesellschaft als Ganzes und ihrer Individuen. Im Sinne der Menschheitsgeschichte, also >das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen den Menschen von den Anfängen ihres Daseins, bis hin zur unmittelbaren Gegenwart<.
Zwei Ebenen überlagern sich bei dem Begriff „Geschichte“.
Bereits in der Antike konnte man folgenden Sinnzusammenhang beobachten. Dieser ältere Sinnzusammenhang fasst Geschichte auf als Ereignis und dessen Erzählung sowie als Schicksal und Kunde davon. Jedoch auch als „Ort“ bedeutender Persönlichkeiten und der Erinnerung an sie.
Die zweite und neuere Ebene, die im 18Jh. entstanden ist, zeigt den Begriff „Geschichte“ als Entwicklung, als Prozess sowie als Fortschritt oder auch als Handlungsfelder auf.
Geschichte ist auch, aus verschiedenen Bedeutungsfeldern erwachsen, ein politisch-sozialer Grundbegriff, der die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen begrifflich erfassen und wissenschaftlich erforschen will.
Das Geschichtsbewusstsein und das Geschichtsbild ist wesentlich mitbestimmt von demjenigen, der sich mit Geschichte befasst und somit auch die >Ent-hüllung< und die >Ent-deckung< der sie kennzeichnenden Strukturen und bewegenden Kräfte.
Nach allgemeinen Gesetzmäßigkeiten der Geschichte sucht die Geschichtsphilosophie.
So lesen wir bei Herodot (484-425 v.Chr.) zu dem Begriff Geschichte erstmals >Ermittlung von Wissen durch Befragung von Zeugen<.
Bei Aristoteles (384-322 v. Chr.), in dessen Poetik, ist „historia“ die Wiedergabe dessen, was geschehen ist.
Weiter finden wir auch bei dem Geschichtsschreiber Polybios (200-118 v. Chr.) die Aussage: Geschichte haben wir als zusammenhängendes Ganzes zu betrachten, indem sich Handlungen und Geschehnisse in den verschiedenen Teilen der Welt verknüpfen.
Natürlich äußerte sich auch die römische Geschichtsschreibung sowie die mittelalterlichen Geschichtsschreiber zum Thema Geschichte.
Die römische Geschichtsschreibung sah, und das ist nicht verwunderlich, >Rom als handelndes Subjekt< der Geschichte.
Anders die mittelalterlichen Geschichtsschreiber, die in der Geschichte <das Wirken Gottes, gemäß seinem „Heilsplan“, besser gesagt der sog. „Heilsgeschichte“< sahen, in welche die Geschichte des Menschen gestellt sei.
Otto von Freising (Otto I, 1114-1158), der sich auf Augustinus (354-430), bzw. seine Nachfolge beruft, sieht in seiner Weltchronik die Geschichte als Ringen zwischen dem Weltreich und dem Gottesreich.
„Die Menschen verwinden rascher den Tod ihres Vaters als den Verlust des väterlichen Erbes.“
Dies ist eine Aussage von Niccolò di Bernardo dei Machiavelli (1469-1527). Er war ein Dichter, Philosoph, Chronist und auch Politiker mit großem diplomatischen Geschick. Er gilt bis heute als einer der bedeutendsten Staatsphilosophen der Neuzeit.
Dies hauptsächlich auf Grund seines Werkes >Il Principe<, im Deutschen >Der Fürst<.
Wir sollten jedoch auch nicht sein literarisch und politisch anspruchvolles Werk >Discorsi< vergessen.
Niccolò di Bernardo dei Machiavelli sah in den >Exempla< das Wesentliche der Geschichte und empfahl sie zur Nachahmung im politischen Raum.
Die >Exempla< erscheinen in den Werken der antiken Denker.
Der Mensch begreift sich selbst, ausgehend von einer >idealen Geschichte<, bedeutet von einem politisch-sozialen Beziehungsgeflecht, das in seinem Wesen allen Völkern innewohnt. Dies indem er diese ideale Geschichte erkennt und sich selbst erzählt, schafft er sich selbst nach seinen eigenen Gesetzen.
Diese große Freiheit, diese imensen Möglichkeiten, diese große Autarkie, die dadurch geschaffen wird, lässt die Wichtigkeit für jeden einzelnen Menschen, sich mit Geschichte zu beschäftigen, von der idealen Geschichte im Sinne von Machiavelli, bis hin zu der >idealen Geschichte< seiner Selbst, in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Den großen Bewusstseinssprung machte Giovan Battista (auch: Giambattista) Vico (1668-1774). Der Geschichts- und Rechtsphilosoph brachte uns von den >Geschichten<, also den >Historien< hin zu unserer heutigen Vorstellung von dem Begriff >Geschichte<, nämlich als der umfassenden Bezeichnung für die Beziehungen der Menschen untereinander in Zeit und Raum. Demzufolge kann die Geschichte lehren, beweisen und fordern.
Die >Geschichte< löste sich leider in der Aufklärung (ungefähr 17.Jh) von der Einbettung in Moralphilosophie, Theologie und Rhetorik.
Leopold von Ranke (1795-1886) als Historiker und Historiograph führte mit der Entwicklung der >historischen Methode< die Auffassung zu Geschichte ein, dass man die unbekannte Struktur der Geschichte nach und nach und Stück für Stück entdecken könne.
Ihre Lady Susan
II Teil
folgt demnächst…..